Seid gegrüßt, aufs Neue, immer wieder, liebste Freunde, Bekannte, Verwandte, Leser und Schreiber, Feinde und wer sich das noch durchliest. Man entschuldige meine gestrige, negative und zynische Lebenseinstellung, doch ich konnte nicht anders. Doch heute, ja, heute geht es mir gut. Man glaubt es kaum. Liebste, allerliebste Mademoiselle Sarah, in aller Ehre, Zuneigung und Hochachtung, die ich Ihnen für Ihren Kommentar entgegenbringe möchte ich doch - bitte nehmen Sie dies nicht persönlich - darauf hinweisen, dass man ja eventuell sowohl auf die Recht- als auch auf die Groß- und Kleinschreibung achten könnte. Heute war ein sehr schöner Tag, etwas stressig zwar, doch sehr lebendig und angefüllt mit Freude und vor allen Dingen einem schier einzigartigen, durchaus beabsichtigtem, gar mutwillig provoziertem, herzlich willkommenen und einfach nur grandiosen Stil erfüllt. Nach der Schule kam das liebste Fräulein Christina zu mir, wir zogen uns sehr chique an, Anzug, Krawatte und was nicht alles dazugehört, dann fuhren wir, leicht, nur leicht gestresst, zum Altenheim, wo ein Maifest stattfand, auf dem wir im Duett einige barock-französische und altdeutsche Stücke zum Besten gaben. Später, im Trödelkaffee in Achim, kaufte ich mir für einen Spottpreis eine alte Bibel von 1901! Frakturschrift, Altes und Neues Testament. Wundervoll, merveillös. Doch nötigen mich meine absolut supernetten Eltern liebenswürdigst ins Bett zu gehen. Ja, ich scheine zu viel über mich zu schreiben. Vielleicht, doch nur vielleicht, ich werde darüber nachzudenken haben, sollte ich meine Problemchen lieber für mich behalten, wohl und über alles darauf bedacht, ja niemanden an meinem Leben teilhaben zu lassen, man könnte sich ja Gedanken machen, was so ein 16-Jähriger denn für Probleme habe und ob er nicht eventuell suizidgefährdet sei und in irgendwelche zwielichtigen Milieus abgleite, da er zu wenig für die Schule tue, sich viel zu viel in Bremen oder sonstwo befinde, während er nichtsahnend auf seinem Bette liegt und Goethes "Faust" liest. Was kann man sagen? SIC TRANSIT GLORIA MUNDI. Angeblich ist ja auch alles, was ich schreibe ach so negativ. Eventuell sollte man mehr als zwei Sätze meines Geschrieben lesen. Ich nehme alles viel zu schwer, vielleicht, doch nur vielleicht redet man mir gerade ganz schön viel ein... Mit allerliebsten abendsonnigen Grüßen aus Baden Euer lebensfroh-zynisch-alles-viel-zu-schwer-nehmender-doch-im-Grunde-ganz-froher-und-glücklicher-(was manche leider nicht wahrnehmen (Ganymed räuspert sich vernehmlich)wollen und können)-leider-auch-sehr-müder Ganymed P.S.: Bis dann mal!
Hallo zusammen, aber wen grüße ich hier eigentlich? Es schreibt ja eh keiner. Traurig bin ich, einsam. Doch die Welt dreht sich weiter. Wieso haben eigentlich alle einen Freund oder eine Freundin oder sind zumindest hoffnungsvoll verliebt? Kann mir das mal einer sagen? Und dann diese Pärchen, die in der Schule stehen und in den Pausen bräsig vor sich hinknutschen. Das ist so gemein. Und überhaupt: Achim, dieses absolut engstirnige und stockkonservative Nest geht mir so dermaßen auf den Keks, dass es schon wehtut. Wieso kann ich nicht in Bremen wohnen? Es ist alles sehr müßig. Einsam. Traurig. Einsam. Und ich bin (vielleicht!!!) verliebt. Aber in wen, das sage ich nicht. Aber das liest ja eh keiner. Wenn es doch einer liest, darf er oder sie mich bei nächster Gelegenheit hauen, weil ich so in Selbstmitleid bade. Muss das nicht auch mal sein? Fragen über Fragen, hoffnungslos verbohrt, verliebt, verschüttet, verblödet und müde. Gerade bin ich gestorben; ich machte den Fehler mir eine Liebesgeschichte durchzulesen. Ich bin so blöd. Dann auch noch: Some velvet morning when I'm straight Kaputt geh ich und eigentlich ist das nicht wahr, ich möchte gerade nur leiden. Look at us, but do not touch Gruselig, was die Musik so anrichtet. A propos, mit Tina spiele ich morgen wieder im Altenheim vor. Ein richtiges Maifest; wir sind für das Ambiente wärend des Kaffeetrinkens zuständig. Und danach, mal schauen. Mist, die Vorstellung der Oper Carmen am kommenden Sonntag im Theater am Goetheplatz ist ausverkauft, wir wären da für nur 13€ hineingekommen. Es hat nicht sollen sein. Es hat in letzter Zeit so wie so nur recht wenig sollen sein. Das War Requiem im Dom konnten wir auch vergessen, weil der Eintrittspreis exorbitante Ausmaßen hatte. 20€. Haben wir armen, armen Schüler denn Dukatenscheißer in der Ecke stehen? (Entschuldigen Sie, lieber Leser, diesen ordinären Ausdruck!) Kultur kostet, kann man da nur sagen. Die nächste Vorstellung von Carmen kostet pro Karte auch mal eben 46€. "Himmelherrgott", sprach der ungläubige Prolet. "Woher das Geld?", fragte er und zweifelte an seinem Verstand. Nun, man merkt, so ganz normal geht es in meinem Kopf gerade auch nicht zu. Aber: Großes Plus der letzten Tage: Ich bin meine Zahnspange los. Mal sehen, wieviele süße Menschileinchen ich jetzt mit meinem strahlenden Lächeln rumkriege. Das wäre eine Spekulation wert, wo mir jetzt -in aller Bescheidenheit, aber es ist wahr- schon alles hinterherzufliegen scheint. Wenn ich meine Schule sehe, könnte ich mich übergeben, sie besteht aus Idioten vom Dienst, mann könnte fast annehmen, jemand habe sie nur eingestellt, damit man den Glauben an den Unterschied zwischen Affen und Menschen verliert. Gelungen, gelungen, kann ich da nur sagen. Falls ich den werten, nicht vorhandenen, Leser noch mit einer weiteren, nicht zu beantwortenden, folglich aufs Neue rhetorischen Frage behelligen darf: Wozu klappere ich mir hier eigentlich die Finger aus der Hand, und das, wo ich doch heute mal früh ins Bettchen wollte, damit ich morgen in der Schule wach bin und mir nicht vor lauter Gähnen die Tränen die Wange herunterlaufen und ich ständig meinen Füller fallen lasse und vor lauter Müdigkeit kaum schreiben kann? Grauenhafte Welt, o schreckliche Strafe und die präventive Absolution funktioniert bestimmt! Mit zynischen Grüßen Euer Ganymed